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Beni Ourain direkt aus Marokko – meine Erfahrungen und Tipps

Beni Ourain

Ich habe monatelang überlegt, mir diesen Teppich zu kaufen. Ich habe ihn überall gesehen, allerdings nie live. Das ganze Internet war davon voll und auch sämtliche Einrichtungszeitschriften. Da mein Mann und ich dann aber vor zwei Jahren beschlossen haben, einen Kurzurlaub in Marokko zu machen, war die Entscheidung gefallen, denn ich kaufe den Teppich einfach dort, wo er hergestellt wird. Wir wollten zwei Orte bereisen, ein kleines Hippie Dorf an der Küste westlich von Marrakech (Sidi Kaouki, wirklich empfehlenswert, Ruhe pur) und natürlich auch ein paar Tage Marrakesh.

Recherche

 

Also fing ich an zu recherchieren, wie man so einen Teppich eben kauft. Auf was sollte ich achten? Was sollte ich ausgeben? Wie groß soll er sein und wie kann ich den Teppich transportieren. Im Internet fand ich etliche Warntexte, dass haufenweise Fake Teppiche angeboten werden. Man sollte den Feuerzeugtrick anwenden, um zu schauen, ob es ein Original sei. Während meiner Recherche verliebte ich mich immer mehr in die Teppiche, da ich davon fasziniert war, welche Geschichte sie tragen. Sie werden im Atlasgebirge Marokkos von den Berberfrauen in wochenlanger Handarbeit geknüpft. Ich plante also ihn am Ende unserer Reise in Marrakesh zu erstehen. Da wir nur eine Woche unterwegs sein wollten, hatten wir eine zusätzliche große Reisetasche dabei, in der unser Fundstück mit nach Hause kommen sollte.

Teppichtransport

Ich las auch über die Möglichkeit, ihn von dort aus schicken zu lassen. Aber man könne den Händlern nicht vertrauen. Aber auch die Handgepäcksvariante wurde erwähnt – ist der Teppich denn leicht genug und wird er klein genug verpackt für das Handgepäck? Ich hatte im Vorhinein viel Stress, was den Teppichkauf angeht.

Ich kann nur vorwegnehmen, der ganze Teppichkauf war eines der besten Erlebnisse unserer Reise.

Medinas von Essaouira

Von unserem kleinen Dorf aus machten wir für einen Tagesausflug einen Abstecher in die etwas größere Hafenstadt Essaouira. Die Stadt bot bereits einen Vorgeschmack auf Marrakesh. Sie ist wunderschön, bunt, voll, windig und absolut einen Besuch wert.

Ich war vor allem interessiert an der Medina. Kleine Shoppingassen voller marokkanischer Handwerkskunst, Gewürze, kulinarischen Köstlichkeiten und sonstigem Gebimmel. Und, Teppichgeschäften. Ich war völlig überfordert, denn mir gefiel so viel, aber ich wusste auch, dass ich nur Platz für meinen Teppich im Gepäck reserviert hatte. Jedenfalls waren wir in zwei bis drei kleinen Teppichgeschäften und verschafften uns einen Überblick. Sie gefielen mir alle und letztendlich tätigten wir in dem dritten unseren ungeplanten Kauf (Marrakesh war ja geplant!), einfach weil der Händler einen guten Job machte und uns quasi nicht mehr aus dem Laden ließ. Es war eine tolle Erfahrung. 

Die Teppichläden dort kann man sich so vorstellen: Von den kleinen Gassen der Medina aus sieht man mit Teppich behängte Eingänge, aber den Laden sieht man nicht. Traut man sich in den Eingang, landet man in zimmergroßen Geschäften voller Teppiche, bis unter die Decke gestapelt. Alle möglichen Teppiche, bunte, große, kleine….Ich scannte jeden Laden nach meinen weiß-schwarzen Lieblingen.

Wir erzählten dem Verkäufer was wir suchten und schon ging es los. Er und sein Kollege präsentierten uns diverse Modelle. Er erzählte und alles, was wir über den Teppich wissen wollten und sollten. Er zeigte uns hoch- und niedrigeflorige Teppiche und wir lernten, dass, je länger das Fell, desto hochwertiger der Teppich, desto teurer der Teppich.

Er fragte, ob wir einen weiß-schwarzen oder einen weiß-braunen Teppich suchten. Weiß-schwarz natürlich. Hahaha sagte er, den gibt es nicht oder habt ihr schon einmal schwarze Schafe gesehen? Nein, die sind nämlich dunkelbraun – eigentlich auch total logisch im Nachhinein.

Unser Beni Ourain und marokkanischer Minztee

Nach einiger Zeit hatten wir uns für einen Teppich entschieden. Mir gefiel das Muster (ich wollte es gleichmässig). Da holte er noch einen Teppich raus – er sagte, dieser sei von bester Qualität. Und ja, das merkte man, wir sollten die Schuhe ausziehen und auf ihm laufen und uns hinsetzen. Ich wusste sofort, dass ich nun diesen Teppich wollte :). Er zeigte uns an der Rückseite des Teppichs, wie eng und gleichmässig er geknüpft war und erklärte uns auch, wieso echte Beni Ourains nur Fransen an einer Seite haben.

Ich sage ja, der Verkäufer verstand sein Handwerk und jetzt begann der lustige Teil. Er kochte uns typisch marokkanischen Minztee und startete die Preisverhandlung mit meinem Mann. Jeder Tourist weiß, in Marokkos Medinas handelt man, das muss man sich trotzdem erstmal trauen, aber mein Mann ist so gar nicht der Typ dafür. Doch der Kollege machte es ihm einfach, denn er war einfach nett und lustig dabei. Die Verhandlung und Teerunde dauerte eine gefühlte Ewigkeit. 

Am Ende bekamen wir einen wirklich super Preis, was mir erst im Nachhinein bewusst wurde. Ich fragte ihn dann noch, wo ich einen

 Lederpouf bekomme – ja, natürlich auch bei ihm! Nicht direkt, er schickte seinen Angestellten los und der kam nach einiger Zeit auch mit einer Auswahl an wunderschönen Poufs zurück. Ich kann sie nicht mitnehmen – kein Platz. Aber nein, die nimmt man unbefüllt mit und füllt sie dann zu Hause zum Beispiel mit alten Kleidern!

Ja so verließen wir den Laden überglücklich mit unseren heiß geliebten Teppich auf dem Kopf und zwei Lederpoufs :)!

Transport

Zum Transport bleibt zu sagen, dass sie den Teppich für uns ganz eng zusammenpackten, er war nicht größer als vielleicht drei Wassermelonen und in Papier verschnürt.

Wir konnten ihn ganz normal im Gepäck mitnehmen, aber wir hatten ja auch extra eine leere Reisetasche dabei. Wir hatten übrigens auch gar keine Sorge, dass der Teppich nicht echt war. 

Also, wenn ihr an einem Teppich interessiert seid und noch nie in Marokko wart, hin da! Absolute Empfehlung!

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